In der Touristenstraße Sagarnaga in La Paz treffen wir Doña Agustina an, die auf dem Bürgersteig sitzt und ihre Handpuppen verkauft.
Wir nutzen die Gelegenheit, um uns ein wenig mit unserer Kunsthandarbeiterin zu unterhalten: "Früher strickte ich Pullover, aber seit die Amerikaner gebrauchte Kleidung nach Bolivien schicken, die viel günstiger ist, können wir unserer Produkte nicht mehr verkaufen. Bis heute habe ich Schulden bei der Bank" erzählt sie uns. "Ich musste also eine andere Aufgabe finden. Dank der Idee meiner Tochter, fingen wir an, Fingerpuppen zu stricken. Vor neun Jahren war das und seitdem verkaufen wir auch auf der Straße."
Doña Agustina unterbricht kurz das Gespräch, um interessierte Kunden zu bedienen und erzählt dann weiter: "Wir verkaufen die Fingerpuppen einzeln oder in großen Mengen. Auf der Straße verdiene ich nur ein paar Cent pro Verkauf. Bei Bestellungen aus Europa verdiene ich ein bisschen mehr... Es dauert ja nur ein halbe Stunde, eine Fingerpuppe zu stricken... ausländische Kunden interessieren sich immer weniger für meine Handarbeiten. Es scheint, dass diese Fingerpuppen inzwischen auf der ganzen Welt hergestellt werden... Ich bin jetzt schon alt und meine Augen lassen nach, deshalb werde ich wohl bald aufhören zu stricken... Meine Tochter lebt in Rom und verkauft unsere Fingerpuppen dort. Ich will nicht dorthin gehen. Ich bin schließlich schon alt und die Reise ist sehr lang. Wir haben 195 verschiedene Persönlichkeiten als Fingerpuppen erfunden. Hauptsächlich meine Tochter hat sich die lustigen Charaktere ausgedacht. Und ich erfinde auch hin und wieder eine Figur, schließlich stricke ich Tag für Tag an den Fingerpuppen."
Hunde, Pferde, Schnecken, Giraffen, Elefanten, Löwen, rosa Panther, Katzen, Mäuse, Berühmtheiten und Cholitas sind nur einige Beispiele der enormen Vielfalt an Charakteren, die Doña Austina mit großem Geschick und viel Liebe strickt.