Der Umzug des "Gran Poder" ist ein Fest indianischen Ursprungs, das in La Paz jeden Juni gefeiert wird.
Heute ziehen tausende von Menschen auf die Straße, um in einem Meer aus Farben, Musik und Bier ihre Verehrung des christlichen "Señor Jesus del Gran Poder" kund zu tun.
53 Folkloretanzvereine nehmen an dem großen Umzug teil, der von früh morgens bis spät in die Nacht dauert. Für musikalische Begleitung sorgen riesige Blaskapellen, die wild durcheinander dröhnen.
Wie bei allen Folklorefesten im Hochland Boliviens werden uralte andine Praktiken, Traditionen und Legenden zum Leben erweckt. Auch Einflüsse aus dem Amazonasgebiet werden in la Paz zelebriert und so springen Tänzer mit riesigen Federn (heute aus Plastik) und Pumafellen (Kunstfell) durch die Straßen.
Auf eine Weise wie sie nur Bolivianer verstehen können, werden christlicher Glaube und uraltes Vertrauen in die Mutter Erde verbunden.
Zur Kolonialzeit galt das Fest als eine Spinnerei der Indianer und war vom Bürgertum verachtet. Der Umzug beschränkte sich aus das Viertel Chijini. Im Laufe der Zeit interessierten sich aber immer mehr Menschen für das Folklorefest und die Tänzer drangen bis in die Altstadt und die Hauptstraßen des Zentrums vor. Heute gilt das Fest des "Gran Poder" als größter Folkloreumzug von La Paz und lockt unzählige Zuschauer an, die auf überfüllten Tribünen das Treiben verfolgen.