Die Feiern zum Internationalen Tag der Arbeit am 1. Mai laden dazu ein, über die Arbeitsbedingungen in Bolivien zu sprechen.
Dank zahlreicher Arbeiterbewegungen wurde 1942 der 8-Stundentag, 15 Urlaubstage und ein gesetzlicher Mindestlohn eingeführt, der vor allem in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Während er 2001 noch bei umgerechnet 40 Euro pro Monat lag, stieg er 2006 auf 72 Euro und 2013 auf rund 120 Euro.
Allerdings kommt dies nur knapp 40% der Bevölkerung zugute. Die restlichen 60% haben keinen Zugang zu einer formellen Arbeitsstelle. Vor allem Frauen arbeiten oft für einen geringen Lohn, der ihnen kaum zum Überleben reicht. Deshalb bevorzugen viele Bolivianer eine bescheidene Selbstständigkeit, die oftmals nur aus dem Verkauf von Bonbons oder Taschentüchern besteht. Ein Großteil der Frauen verkaufen industrielle oder eigene Produkte auf Märkten, und Straßen sowie an Raststätten an großen Landstraßen.
Auch Kinderarbeit ist kommun. Viele Eltern einfacher Familien sehen dies sogar als Teil der Erziehung an. Während Kinder aus der Mittel- und der Oberschicht nicht einmal während des Studiums arbeiten, sind ärmere Familien auf eine kleine Einkunft ihrer Kinder angewiesen. So arbeiten sie als "Schreier" in Minibussen, um Kunden anzulocken, und verdienen nicht mehr als 1 Euro pro Tag. Ein wenig lukrativer ist die Arbeit als Schuhputzer, als Autowäscher oder Verkäufer.
Während ausländische Besucher die Kinderarbeit mit Entsetzten betrachten, ist sie für viele bolivianische Familien dennoch überlebenswichtig. Ein Großteil der arbeitenden Kinder in der Stadt geht trotzdem zur Schule. Ein System von Vormittagsklassen und Nachmittagsklassen ermöglicht den Kindern halbtags zu arbeiten.
Trotzdem herrschen natürlich an manchen Stellen schreckliche Misstände und bessere Kontrolle der Arbeitsbedingungen wäre angebracht.
Auf dem Land sind 80% der Bevölkerung unter 18 Jahre alt. Kinderarbeit gehört deshalb zum Alltag. Der Nachwuchs lernt dadurch von Kleinauf die Kunst der Landwirtschaft. Die Schule wird dadurch aber oft vernachlässigt. Dies wird ihnen als Jugendliche zum Verhängnis, wenn sie in die Stadt abwandern, um ihr Glück zu suchen. Hier kommen sie nur schwer zurecht und verfallen nicht selten dem Alkohol.
Die Tradition der Arbeit in Bolivien stößt zum Denken an und lässt sich nur schwer beurteilen. Ausbeutung ist aber weit verbreitet und wird bisher nur mäßig bekämpft.
Quellen:
https://www.vincetmanu.com/dossiers_es/travail_enfants_causes_es.asp